Massaker in Odessa: Ein Jahr ohne Aufklärung

Am 2. Mai 2014 kamen in der ukrainischen Hafenstadt Odessa mindestens 48 Menschen ums Leben, als Hooligans und Anhänger ultrarechter Organisationen das örtliche Gewerkschaftshaus angriffen und in Brand steckten. Die Verantwortlichen der damaligen Ereignisse wurden nicht belangt. Statt dessen kam der stellvertretende ukrainische Generalstaatsanwalt, Wolodymyr Gusyr, vor wenigen Tagen zu der überraschenden Erkenntnis, dass es keine Anzeichen für einen gewaltsamen Tod der Opfer und ebenso keine Belege für Brandstiftung gäbe. Tatsächlich jedoch beweisen Filmaufnahmen und Zeugenaussagen das Gegenteil.

Vor dem Gewerkschaftshaus von Odessa hatten Gegner des im Februar 2014 in Kiew erfolgten Machtwechsels (»Maidan«) ein Protestcamp errichtet. Dieses wurde am 2. Mai von zum Teil aus anderen Städten angereisten Hooligans und Neofaschisten angegriffen. Die Menschen flüchteten sich in das Gebäude und hofften auf Hilfe durch Feuerwehr und Polizei. Die jedoch kamen nicht, während das Gewerkschaftshaus mit Molotowcocktails in Brand gesteckt wurde. Auf Menschen, die aus den Fenstern des brennenden Hauses sprangen, wurde brutal eingeprügelt. Auch dabei kamen Personen zu Tode.

Aus deutscher Sicht wecken die Ereignisse vom 2. Mai 2014 in Odessa düstere Erinnerungen. Am 2. Mai 1933 besetzten die Hitlerfaschisten in ganz Deutschland die Gewerkschaftshäuser. Die Arbeiterorganisationen wurden zerschlagen, Oppositionelle in die Konzentrationslager deportiert.

Deshalb haben sich in Augsburg auf Initiative des Hans-Beimler-Vereins e.V. mehrere Organisationen zusammengefunden, um mit einer Informationsveranstaltung an die Ereignisse vor einem Jahr zu erinnern. Im Hans-Beimler-Zentrum, Manlichstr. 3 (Nähe Bahnhof Augsburg-Oberhausen), sind am 2. Mai ab 18 Uhr eine Bilderausstellung über das Massaker sowie der Dokumentarfilm »Lauffeuer« zu sehen. Der Eintritt ist frei.