Das Sterben sichtbar machen

Symbolisches Ehrengrab für die ertrunkenen Flüchtlinge auf dem Augsburger Rathausplatz
Symbolisches Ehrengrab für die ertrunkenen Flüchtlinge auf dem Augsburger Rathausplatz

Der Augsburger Rathausplatz ist am Montag zu einem Friedhof umgewandelt worden. Mit einer symbolischen Grabstätte erinnerten mehrere Dutzend Menschen am Nachmittag an die Tausenden Menschen, die bereits an den EU-Außengrenzen gestorben sind. Die Aktion griff eine Kampagne der Berliner Aktionskünstler vom »Zentrum für politische Schönheit« auf, die in der vergangenen Woche unter dem Motto »Die Toten kommen« mehrere getötete Flüchtlinge in das politische Zentrum Deutschlands überführt und würdevoll bestattet hatten. Am Sonntag hatten zudem mehr als 5.000 Menschen auf dem Platz vor dem Reichstag symbolische Gräber ausgehoben. Das Zentrum hatte gefordert, die Wiese vor dem Kanzleramt zu einem Friedhof zu machen, damit die Regierenden die Folgen ihrer Politik immer vor Augen haben.

Die Tageszeitung »junge Welt« berichtet über die Aktion in Berlin: »Sonntagabend, kurz vor Sonnenuntergang, gleicht die Wiese vor dem Berliner Reichstag einem Friedhof. Holzkreuze mit Aufschriften wie »23.000 Tote im Mittelmeer dank der EU« zieren einen Teil der über 100 Erdhügel. Auf den »Gräbern« liegen Blumen und Gedenktafeln. Unzählige Grablichter haben inzwischen der Wind oder die Polizei gelöscht. Besucher drücken sich die Nase am Bauzaun platt, den Beamte gerade wieder aufgerichtet haben. »Hier war eine Veranstaltung«, sagt einer von ihnen auf Nachfrage eines Neugierigen. Er und seine Kollegen verziehen sich dann.

Das »Friedhofsfeld« im Regierungsviertel war das Werk von etwa 7.000 Demonstranten. So viele waren nach jW-Schätzung dem Aufruf der Künstlergruppe »Zentrum für politische Schönheit« (ZPS) zu einem »Marsch der Entschlossenen« gefolgt. Ziel war es, auf das Leid Tausender Flüchtlinge und den unwürdigen Umgang europäischer Behörden mit ihnen aufmerksam zu machen. Tote sollten direkt zu den Regierenden getragen werden. Nach zwei Beerdigungen auf Berliner Friedhöfen hatten die Aktivisten mit ihrer Aktion für Verwirrung gesorgt. Einen echten Friedhof mit Mahnmal »für 23.000 unbekannte Einwanderer«, die seit dem Jahr 2000 vor den Küsten Europas den Tod fanden, wollten sie vor dem Kanzleramt errichten. Die Behörden hatten mit strengen Auflagen reagiert: Verboten war das Mitführen eines Baggers, von Särgen und Schaufeln. »Verdächtige« Behältnisse und Fahrzeuge wurden vom Gesundheitsamt gerichtsmedizinisch untersucht.« (Vollständiger Artikel hier)